Die Digitalisierung ist. Sie hat sich nicht angekündigt, sie hat sich nicht entschuldigt, sie hat einfach stattgefunden. In der Mitte der Branche, mitten in den Organisationen. Das weiß ich nicht nur, weil ich darüber schreibe, sondern weil ich seit Jahren dafür arbeite. Mit PropOps und FieldBots entwickeln wir Software für den digitalen Gebäudebetrieb für das REIM, CREM und FM – nicht als Spielerei, sondern als Grundausstattung. Wir sind seit Jahren im operativen Einsatz bei Banken, Versicherungen, Bestandshaltern.
PropOps darf nicht ausstellen, sondern gehört aus Sicht der Messe München in die Kinderecke “Transform & Beyond” – dort sollen sich digitale Anbieter mit Pitchdecks und Fantasien zum Vergnügen der Erwachsenen versammeln. Fancy, aber bitte leise.
Die Messe im Rückspiegel der Branche
Die Ablehnung ist kein Drama. Aber sie ist ein Symptom. Ein Symptom dafür, wie hartnäckig das Bild vom digitalen Außenseiter in der Immobilienbranche noch gepflegt wird. Als ob Digitalisierung etwas ist, das „dazukommt“ – statt etwas, das längst da ist. Dass es für Unternehmen wie PropOps, die ohne VC-Show und ohne Buzzword-Geschwader seit Jahren operativ arbeiten, keinen Platz auf der Leitmesse Europas gibt, zeigt keineswegs, dass die Branche rückständig ist. Sondern wie rückständig ihr Selbstbild inszeniert wird.
Digitalisierung ist keine Bühne – sie ist der Boden
Mit der Absage in Händen habe ich mich gefragt, worin das eigentliche Problem liegt. Heute glaube ich: Die Plattformen, die unsere Branche repräsentieren wollen und sollen, haben nicht verstanden, dass Digitalisierung kein Thema ist – sondern eine Realität. Kein Trend, kein Sonderformat, kein Innovationshub mit Workshops und semi-frischen Apéro-Snacks. Digitalisierung ist längst Teil des Kerngeschäfts.
Es geht also eigentlich nicht um Sichtbarkeit für Digitalisierung. Es geht um Sichtbarkeit durch Digitalisierung. Wer heute in Real Estate digital arbeitet – mit echten Prozessen, echten Daten und echten Ergebnissen – braucht keine Bühne nebenan. Es wird einfach nur dieselbe Bühne wie für alle anderen gebraucht.
Real längst transformiert – aber in der Messendenke noch „Beyond“
Die für mich absurde Trennung zwischen „klassisch“ und „digital“ ist nicht mehr tragfähig. Wer heute noch glaubt, Digitalisierung sei ein Add-on, der hat entweder die letzten zehn Jahre verschlafen oder sich eingerichtet in einer Welt, in der Software hübsch sein darf, aber bitte nicht am Geschäftsmodell rüttelt. Und genau da liegt das Problem: Digitalisierung, die nicht stört, ist irrelevant. Digitalisierung, die Prozesse übernimmt, Geld bewegt, Risiken steuert – die ist real. Aber dafür gibt es auf der EXPO REAL noch keine Kategorie.
Wir haben das Angebot ausgeschlagen, in der “Transform & Beyond”-Ecke auszustellen. Nicht aus Trotz. Sondern aus Prinzip. Wir wollen keine Bühne als Teil einer Subbranche. Wir sind keine Gäste der Branche – wir sind die Branche. Wir digitalisieren nicht nebenher, wir arbeiten seit Jahren mit genau denselben Kunden, Prozessen und Herausforderungen, wie alle anderen auch.
Und das betrifft nicht nur uns. Es betrifft auch dutzende Unternehmen, hunderte Projekte, tausende Mitarbeitende auf Kundenseite, die jeden Tag Digitalisierung im Tagesgeschäft leben.
Wenn Plattformen wie die EXPO REAL zurückbleiben, verliert nicht nur die jeweilige Sichtbarkeit – es verliert die Branche.
Ich bin als Besucher immer gerne auf der EXPO REAL. Ich sehe, was für ein unglaublicher Aufwand in der Organisation dieser Institution steckt. Und ich verstehe, dass irgendwo ein “Cut” im Bezug auf Aussteller gesetzt werden muss. Gerade weil ich die EXPO REAL auch in diesem Jahrzehnt als relevant erleben möchte, bitte ich die Veranstalter, die Grenzziehung dringend zu überdenken. Ein “Beyond”-Feigenblatt ist für die Strategen vielleicht ein kluger theoretischer Weg aus einem Dilemma, es bleibt aber ein Feigenblatt.
Eine gelungene Messe ist für ihre Branche ein Katalysator. Sie soll verbinden, nicht separieren. Und wenn sie das nicht tut – dann werden sich Unternehmen andere Wege zur Vernetzung suchen. PropOps wird auch ohne die EXPO REAL auskommen. Wir werden auf anderen Plattformen sichtbar sein. Aber die Frage ist: Wird die EXPO REAL auf Dauer ohne uns Digitale auskommen?