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Ob als furchteinflößende Bedrohung in Hollywood-Blockbustern oder als praktische Helfer in unseren Privatwohnungen: Roboter lösen in uns Menschen eine ungeheure Faszination aus. Bleibt die Frage, wann und wie die Automatisierungstechnologie menschlicher Dienstleistung echte Konkurrenz machen kann.
Ob als furchteinflößende Bedrohung in Hollywood-Blockbustern, als gigantische Krakenarme in den Produktionshallen der Automobilindustrie oder als praktische Helfer in unseren Privatwohnungen: Roboter lösen in uns Menschen eine ungeheure Faszination aus. Bleibt die Frage, wann und wie die Automatisierungstechnologie menschlicher Dienstleistung echte Konkurrenz machen kann.
Dieser Artikel wurde initial im Fachmagazin Rationell Reinigen, Ausgabe 01/2021 veröffentlicht und mit Erlaubnis des Autors mit leichten Anpassungen erneut publiziert.
Vorstellungen, wie die des französischen Künstlers Jean-Marc Coté aus dem 20. Jahrhundert zu einem zukünftigen, teilautomatisierten Haushalt bringen uns heute, aufgrund der schon fast anrührenden Konstruktion seiner erdachten Apparate, gleichermaßen zum Staunen, wie zum Schmunzeln. Wahrscheinlich wäre Monsieur Coté geradezu ernüchtert, sähe er die flach-runden, brummenden Plastikprodukte, die momentan als automatisierte Staubsauger Einzug in Wohnzimmer oder als Rasenmäherroboter Einzug in unsere Vorgärten erhalten. So unspektakulär das auf den ersten Blick aussehen mag: Wir erleben gerade nicht weniger als eine technologische Revolution – und es wäre nicht die erste Revolution, die aus der Alltagswelt auf die berufliche übergreift.
Ja, es stimmt. Dienstleistungsroboter haben im Vergleich mit menschlicher Arbeitsleistung noch einiges aufzuholen. Denken wir an verwinkelte Raumsituationen, an lose liegende Kabel, Aufzüge oder Treppenhäuser – noch stoßen Roboter schnell an ihre Grenzen. Technologiegetriebene Entwickler schicken sich an, mit ihren Produkten (z.B. dem “Whiz” von Softbank Robotics) diese Hindernisse eines nach dem anderen zu überwinden. Bis es aber zu einem gleichwertigen Ersatz der menschlicher Raumreinigung kommt, werden noch Jahre vergehen. Deshalb ist seit kurzen ein spannender Paradigmenwechsel zu beobachten: Der Abschied vom perfekten Produkt.
Das Akzeptieren der Tatsache, dass Dienstleistungsroboter auf dem heutigen technologischen Stand – und auch in naher Zukunft – beispielsweise mit dem Wechsel von Räumen Schwierigkeiten haben werden, führt zu einem anderen, pragmatischeren Ansatz. Durch die wachsende private Nachfrage ist die Haushaltsrobotik nicht nur gereift, die Produkte sind auch deutlich wirtschaftlicher in der Anschaffung geworden. Das neue Preisniveau ermöglicht nun Modelle, in denen jedes Hotelzimmer, jeder Büro- oder Meetingraum mit einem Roboter samt Docking-Station ausgestattet werden kann.
Komplexität kann so durch die schiere Anzahl der automatisierten Dienstleister reduziert werden. Absaugstationen sorgen dafür, dass Staubsaugerroboter nicht mehr täglich, sondern nur noch monatlich gereinigt werden müssen. In Zukunft können also ganze Schwärme von elektronischen Helfern Büros nachts und Hotelzimmer flexibel bei Abwesenheit der Gäste reinigen. Umso wichtiger ist es, bei einer großen Zahl an Geräten den Überblick zu bewahren. Schließlich bedürfen die Produkte regelmäßiger Wartung und können, trotz allen Fortschritts, einmal an einem Hindernis hängen bleiben. Für die Umsetzung eines Raum-für-Raum-Konzepts braucht es also ein umfassendes Flottenmanagement.
Ist die Hardware-Infrastruktur durch die Anschaffung von Saug-, Wisch-, oder Mährobotern gelegt, übernimmt Software deren Installation sowie Koordination. Schließlich soll der Startbefehl zur Reinigung, das Hinweisen auf Roboter, die eine Wartung, Reparatur oder einen anderen Service benötigen nicht durch das Einzelgerät, sondern durch das dahinter geschaltete Flottenmanagement erfolgen. An dieses gibt es eine ganze Reihe von Ansprüchen.
Erstens: Das Flottenmanagement muss cloud-fähig sein. Nur so lässt es sich via Cloud-to-Cloud-Verbindung an andere Software anschließen. Zum Beispiel an digitale Raumbelegungspläne von Meetingräumen und Hotelzimmern. Damit wird vermieden, dass Roboter mit ihrer Arbeit starten, ehe das Meeting beendet ist oder der Gast ausgecheckt hat. Cloud-Fähigkeit ermöglicht Nutzern außerdem, sich von überall aus zu authentifizieren und Roboter-Flotten ortsunabhängig zu managen. So können auch aus dem Home-Office jederzeit automatisierte Arbeiten ausgelöst oder kontrolliert werden.
Zweitens: Ein gutes Flottenmanagement muss herstellerunabhängig und Gewerke übergreifend sein. Benötigt man für jedes eingesetzte Produkt eine extra Software, gibt es nur zwei Optionen. Entweder alle Produkte von einem einzigen Hersteller zu kaufen oder mehrere Software-Lösungen parallel zu betreiben. Beide Optionen sind wenig befriedigend. Entsprechend verhält es sich mit Lösungen, die sich auf einzelne Gewerke beschränken. Auch hier ist es wenig praktikabel, beispielsweise Staubsaugerroboter in einer anderen Software als Wischroboter zu koordinieren.
Drittens: Übernimmt jeder Roboter die Bearbeitung eines Raumes oder eines Grünflächenabschnitts, sollte nicht die Hardware, sondern die zu reinigenden Flächen im Fokus des Flottenmanagements stehen. Raumverzeichnisse müssen schnell importiert oder angelegt werden können, um Gebäude und ihre Flächen digital abzubilden.
FieldBots ist ein cloudbasiertes Flottenmanagement einer Schwestergesellschaft der PropOps GmbH und damit vollständig kompatibel zur PropOps Cloud. Die Feil, Feil & Feil GmbH bietet mit ihrem Produkt das schnelle Onboarding von neuen Servicerobotern durch einen Anschluss an die jeweilige Hersteller-Cloud. Kommunizieren die eingesetzten Roboter nicht mit einer solchen Cloud sondern beispielsweise mit dem Smartphone des Nutzers, wird eine sogenannten Bridge zwischengeschaltet. Das Gerät meldet seine Informationen dann an jene Bridge, einen WLAN-fähigen Minicomputer, woraufhin diese die Daten weiter an die Cloud und damit an FieldBots reicht. Ist die Bridge ins WLAN eines Gebäudes gebracht, braucht es nur einen einzigen Tastendruck auf dem Serviceroboter und das Gerät wird erkannt. Daraufhin kann der Roboter einem Raum oder einer Fläche zugeordnet werden.
Fortan erhalten Nutzer nahezu in Echtzeit Status-Updates aller eingesetzten Serviceroboter. FieldBots unterstützt hier zusätzlich mit einer Farbampel beholfen. Diese zeigt Nutzern auf einen Blick, ob Roboter wie gewünscht funktionieren (grün), ob in absehbarer Zeit eine Aktion, wie das Leeren von Staubsaugerbeuteln nötig wird (orange) oder ob ein Problem vorliegt, das nach einer unmittelbare Handlung verlangt (rot).
Eine Wartungsübersicht, die ausschließlich Roboter mit den Status orange oder rot aufführt, hilft Dienstleistern, die mit der Raumreinigung und der Maintenance der Roboter betraut sind, ihre Arbeitszeit effizient einzusetzen. Um die Arbeit vor Ort zu erleichtern, gibt es für Fieldservice-Mitarbeiter zukünftig alle Informationen auch in einer Smartphone-App.
Ob Dienstleistungsrobotik als Fluch oder Segen angesehen wird hängt sicherlich von der Perspektive des Betrachters ab. Eine Frage der Wirtschaftlichkeit von Servicerobotern macht z.B. nur dann Sinn, wenn man ihre Kosten 1:1 gegen die Material und Lohnkosten einer herkömmlichen Raumreinigung rechnet. Dabei lässt sich durch die Robotik das Dienstleistungsangebot viel eher erweitern – und die Vergleichbarkeit in Preis und Leistung reduzieren. Wer nachts automatisch saugt und wischt, kann tagsüber die anderen, leisen Arbeiten erledigen. Dazu gehört auch die Wartung der Roboter, inklusive dem Austausch von Verbrauchsmaterialen und Verschleißteilen. So werden Day-Cleaning-Konzepte realisierbar und der Kunde kann seinen Mitarbeitern oder Gäste zeigen, wie wichtig er Hygiene nimmt.
Durch die Verschiebung der Arbeitszeit in die Tagesstunden ist es potenziell möglich, zusätzliche Arbeitskräfte zu gewinnen, die für Reinigungszyklen am frühen Morgen oder späten Abend nicht zu gewinnen gewesen wären. Eine größere Flexibilität, durch das ergänzenden Zusammenspiel von menschlicher und automatisierter Arbeit, kann in On-Demand-Konzepten münden. Vor allem dann, wenn ein Flottenmanagement an das CAFM-Programm des Dienstleisters angeschlossen wird und Aufgaben blitzschnell an Mensch oder Roboter delegiert werden können.
Was ist sie nun also, die automatisierte Dienstleistung? Fluch oder Segen? Fest steht, die Entwicklung von Rasenmäher-, Staub- und Wischrobotern schreitet rasant voran. Flottenmanagement-Systeme helfen heute schon, Schwächen der Hardware durch intelligente Software auszugleichen. Es ist also eine Frage weniger Jahre, bis menschliche und automatisierte Arbeit Hand in Hand gehen. Wichtig ist es, nicht in einer abwartenden Haltung zu verharren, sondern proaktiv neue Geschäftsmodelle zu schaffen. Das könnte einer ganzen Branche aus der Vergleichbarkeit helfen und somit den Preisdruck auf Dienstleister und Leistungsdruck auf deren Mitarbeiter abmildern. Dann kann Dienstleistungsrobotik ein echter Segen sein.